Im Jahr 2017 kürte die UNESCO den Lake District im Nordwesten Englands zum Weltkulturerbe – seither nimmt die Beliebtheit des Nationalparks noch rasanter zu. Die Sommermonate zählen sicher zu den beliebtesten Reisezeiten, doch clevere Urlauber wissen: Im Herbst sind Seen, Städte und Dörfer mindestens genauso schön. Die Landschaft erstrahlt im herbstlichen Farbenglanz, die Touristenmassen verschwinden und es gibt jede Menge zu sehen und erleben.
Windermere and Bowness
Mitten im Herzen des Lake District gelegen, bieten die Städte Windermere und Bowness an jeder Ecke malerische Ausblicke auf die Seenlandschaft des Nationalparks. An Bord eines Dampfers der Windermere Lake Cruises erlebt man den herbstlichen Farbenglanz besonders eindrucksvoll zu Wasser. Die Bootsfahrt führt auch zum neugotischen Wray Castle. Bereits von den Ufern in Windermere kann man das nicht ganz typische Schloss erblicken: Denn hier findet man weniger Familienerbstücke oder Ahnenporträts, statt vielmehr einen Ort, der allen Spaß macht – insbesondere den kleinen Gästen, die sich verkleiden, Schlösser bauen und auf dem Abenteuerspielplatz herumtoben dürfen. Eine ganz andere Art von Architektur zeigt Blackwell House – ein Paradebeispiel der Arts & Crafts-Bewegung aus dem frühen 20. Jahrhundert, das in vielen Details original erhalten ist. Das ganze Jahr über begeistern hier feste Sammlungen und saisonale Ausstellungen: Vom 21. September bis in den Februar 2019 hinein ist etwa die Keramikshow des Turner-Preisträgers Grayson Perry zu sehen.
Die Kinderbuchautorin und Illustratorin Beatrix Potter zählt zu den berühmtesten Einwohnern der Region. Besucher aller Altersgruppen haben in der World of Beatrix Potter ihren Spaß. Hier fühlt man sich wirklich, als würde man ihre Bücher betreten.
Kendal
Die hübsche Marktstadt Kendal gilt als das Kunst- und Kulturzentrum der Gegend und ist gespickt mit kleinen Cafés und Pubs. Das pulsierende Kulturzentrum Brewery Arts hat jede Menge Theater-, Comedy- oder Musikveranstaltungen parat, genauso wie interessante Ausstellungen. Eine echtes Kleinod finden Kunstfans in der Abbot Hall Art Gallery, die in der denkmalgeschützten Abbot Hall aus dem 18. Jahrhundert beheimatet ist. Wen es eher nach Historie verlangt, der ist im Kendal Castle richtig. Die aufregende Geschichte des Schlosses von Katherine Parr, der sechsten Frau von Henry VIII., erfährt man bei einem gebuchten Rundgang. Außerdem hat man von der exponierten Lage auf einem Hügel beste Aussicht auf den Nationalpark.
Kendal gilt als Hotspot für Festivals: Jeden November richtet die Stadt das preisgekrönte Kendal Mountain Festival aus – ein Muss für jeden Outdoor-Enthusiasten mit Abenteuerfilmen und vielen Vorträgen. Im September kehrt das Kulturfestival Lakes Alive mit zeitgenössischer Kunst, Tanz, Musik und modernen Performances nach Kendal und in den Lake District zurück. Ebenfalls im September findet zudem die abendliche Prozession zum Kendal Torchlight Carnival statt und im Oktober beheimatet die Stadt mit dem International Comic Art Festival das einzige Comicfestival im Vereinigten Königreich. Kultur sowie das reiche Erbe der Region erlebt man zudem bei den Lakes Culture Signature Experiences: Auf vier verschiedenen Routen können Besucher die kulturellen Highlights unterschiedlicher Gegenden des Lake Districts erleben.
Keswick & Ullswater
Keswick liegt unweit der Seen Ullswater, Derwentwater und Bassenthwaite, umgeben von den Gipfeln der Berge Grizedale Pike, Skiddaw und Catbells – ein echtes Wanderparadies! Es lohnt aber auch, mit dem Boot der Ullswater Steamers auf den gleichnamigen See hinaus zu fahren: In relaxter Atmosphäre hat man hier besten Blick auf die hübsche Landschaft. Wer hingegen den Adrenalinkick sucht, sollte das innovative Abenteuerzentrum bei Honister, Englands letzter aktiver Schiefergrube, besuchen. Entlang der ehemaligen Bergmannsroute (Via Ferrata Classic) kann man in 366 Metern Höhe einen freigelegten, abenteuerlichen Klettersteig aus Ladungsnetzen und Drahtbrücken erklimmen. Eine noch größere Herausforderung bietet der Klettersteig Via Ferrata Extreme.
Keswick zählt zu den kulturellen Hotspots im Lake District. Das Profi-Theater Theatre on the Lake liegt am Rande von Keswick, in der Nähe von Derwentwater, und bietet wohl eine der schönsten Theaterkulissen, die man sich vorstellen kann. Das ganze Jahr über finden hier Aufführungen statt. Wer noch ein bisschen weiter reist, erfährt bei einer interaktiven Tour in der Lakes Distillery, wie man Whisky, Gin und Wodka macht – und ersteht dort gleich ein Souvenir für zuhause. Und zu guter Letzt sollte man das Pencil Museum nicht vergessen: Die Bleistiftsammlung hält echte Perlen bereit, wie zum Beispiel Bleistifte aus Kriegszeiten mit versteckten Karten. Auch Kunstworkshops gibt es hier.
Coniston
Coniston liegt eingebettet zwischen Coniston Water und den Bergen der Coniston Fells. Einst dem Schieferabbau und Kupferbergbau verschrieben, gilt das Dorf heute aufgrund seiner landschaftlichen Lage inmitten eindrucksvoller Seen, Berge, Wasserfälle, Täler und Wälder als wahres Outdoor-Mekka: Die Gegend eignet sich bestens zum Wandern, Bergsteigen, für Wassersport und Sightseeing, genauso wie zum Reiten.
Das bemerkenswerteste Merkmal des Ortes Coniston Village ist der 803 Meter hohe Gipfel des Old Man of Coniston. Atemberaubende Aussichten erlebt man auch auf einem etwas einfacheren Spaziergang in Richtung Tarn Hows. Der leichte Wanderweg liegt in etwa 200 Metern Höhe und zeigt auf einer Länge von knapp zweieinhalb Kilometern die herrliche Berglandschaft der Langdale Pikes.
Alternativ erlebt man Coniston Water und die umliegenden Gipfel auch mit dem Dampfschiff: Die Bootsfahrt führt vorbei an Coniston Hall nach Brantwood, der Heimat des gefeierten viktorianischen Kunstkritikers und Künstlers John Ruskin. Hier kann man dessen Wohnhaus voller Gemälde, schöner Möbel und persönlicher Schätze erkunden.
Ambleside
Die Stadt Ambleside versprüht enorme Energie und ist umgeben von den prächtigen Berglandschaften der Lakeland Fells. Hier kann man das älteste stehende Gebäude im ganzen Lake District bewundern: Das etwas skurrile, aber dennoch malerische Bridge House datiert zurück ins 17. Jahrhundert und ist ein echtes Wahrzeichen der Region.
Die Stadt befindet sich ganz in der Nähe vom Hill Top House: In dem Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert lebte und wirkte Beatrix Potter. Auch viele ihrer beliebten Geschichten spielen hier. Als sie das Haus einst der gemeinnützigen Organisation National Trust überließ, hinterließ sie genaueste Anweisungen, wie man es zeigen dürfe: Denn die Schriftstellerin wollte es genauso präsentieren, wie sie es kannte und darin lebte.
Im Armitt Museum, Gallery & Library kann man die Werke Potters begutachten. Die Autorin selbst war übrigens eine der ersten Unterstützerinnen dieses historischen Museums über Leben und Künste im Lake District. Auch ein Besuch in der Old Courthouse Gallery lohnt: Hier gibt es allerhand Glaswaren, Schmuck, Wandkunst und Keramik zu bewundern – und zu kaufen. Unser Tipp für einen Abend in Ambleside: Die Jazzbar Zeffirellis organisiert die ganze Woche über Jazzevents und andere Musikaufführungen. Wen hingegen die lokale Braukunst interessiert, der kann im Drunken Duck Inn and Restaurant einige Ale-Kostproben der örtlichen Ambleside Barngates Brewery testen. Obwohl die Brauerei selbst keine Führungen anbietet, können Besucher des Drunken Duck die angrenzenden Brauereigebäude besichtigen.
Ravenglass
Das einzige Küstendorf im Lake District versprüht aufregende Historie an jeder Ecke: Von bronzezeitlichen Siedlungen, über römische Festungen und anglikanische Kreuze, bis hin zu den Ruinen der Wikinger, normannischen Kirchen und mittelalterlichen Mühlen.Auch ins Viktorianische Zeitalter kann man hier an Bord eines Dampfzuges der Ravenglass & Eskdale-Linie einsteigen: Die historische Eisenbahn führt auf eine atemberaubende, elf Kilometer lange Reise durch den Nationalpark.
Ein absolutes Muss in der Gegend ist Muncaster Castle. Auch nach neun Jahrhunderten bewohnt die gleiche Familie das Schloss, in dem es spuken soll. Auch wer mit Spuk und Geistern nichts anfangen kann, wird von dem faszinierenden Schloss nicht enttäuscht sein: Das angrenzende örtlichen Hawk and Owl Centre bietet interessante Einblicke in das Leben dieser Raubvögel.